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Corona

Herausforderungen und Lösungen

Corona

Herausforderungen und Lösungen

„Das Wichtigste ist, flexibel zu bleiben“

Die Corona-Pandemie hat Unternehmen weltweit vor große Herausforderungen gestellt: Steigende Preise, Rohstoffmangel, unkalkulierbare Lieferzeiten und Personalengpässe sind dabei nur einige der Auswirkungen. Stannol-Geschäftsführer Marco Dörr und Herbert Schmidt, Technischer Leiter bei Stannol, erklären im Interview, wie das Unternehmen die Krise bislang gemeistert hat.

Wie haben sich die Preise bezüglich der Rohstoffversorgung seit Corona entwickelt?

Herbert Schmidt: Zu Beginn der Corona-Pandemie waren die Preise noch relativ stabil. Auswirkungen hatte das Ganze natürlich trotzdem. Viele Automobilhersteller sind sofort in Kurzarbeit gegangen – entsprechend sank damit auch der Bedarf an Lötmitteln. Auch wir hatten in den Monaten April und Mai 2020 Kurzarbeit angemeldet. Ab Ende 2020 sind die Preise dann kontinuierlich gestiegen – im April 2021 hatte sich der Preis für Zinn, aber auch für andere Metalle fast verdoppelt. Im Frühjahr 2022 lagen wir dann schon beim dreifachen Preis. Momentan sinken die Metallpreise wieder. Zu der Preisproblematik kamen 2021 auch noch Engpässe in der Rohstoffversorgung hinzu. Einige Minen waren etwa wegen Corona geschlossen, Lieferketten waren unterbrochen. Der ganze Schiffsverkehr war betroffen, sodass die Metalllieferungen, die größtenteils entweder aus Südamerika oder Asien kommen, stark beeinträchtigt waren – Material, das schon gekauft war, steckte in Häfen oder auf See fest. Auch diese Situation hat sich momentan wieder etwas entspannt. Anders sieht es bei den Rohstoffen für Chemikalien aus. Hier gibt es weltweit immer noch erhebliche Versorgungsengpässe. Viele Chemikalien sind kontingentiert. Das bedeutet, dass man nicht voraussehen kann, wann welche Mengen geliefert werden. Daher haben wir die Lagerbestände an chemischen Rohstoffen so weit wie möglich hochgefahren.

Marco Dörr: Was dazu kommt: Es ist aufgrund der ganzen Unwägbarkeiten wie steigenden Logistikkosten oder Personalengpässen teilweise nicht mehr möglich, jährliche Rahmenverträge über eine festgelegte Liefermenge abzuschließen, sondern nur noch für drei Monate. Das habe ich in dieser Form noch nicht erlebt.

Inwiefern betrifft Stannol der Krieg in der Ukraine?

Marco Dörr: Auf Kundenebene tangieren uns die Auswirkungen des Krieges eher wenig. Wir haben einen kleinen Distributor in der Ukraine und einen größeren in Russland. Auch wenn der russische Distributor uns glaubhaft versichert hat, dass mit den von uns gelieferten Materialien lediglich Consumer Electronics hergestellt werden, haben wir uns dazu entschieden, die Geschäftsbeziehung einzustellen. Seitdem gehen keine Produkte mehr nach Russland. Was die steigenden Energiepreise angeht, sind wir natürlich genauso betroffen wie alle anderen auch.

Was waren die größten Schwierigkeiten zu Beginn der Pandemie?

Herbert Schmidt: Es war einfach eine Situation, die weltweit für alle neu war. Man konnte anfangs überhaupt nicht abschätzen, wie lange das Ganze andauern und welche Auswirkungen es letztendlich haben wird. Viele unserer Kundinnen und Kunden waren in Kurzarbeit, da war es anfangs schwer abzusehen, wie es weitergeht.

Marco Dörr: Wir haben von Anfang an versucht, möglichst vorausschauend zu agieren. Zunächst haben wir sehr früh alle Beschäftigten mit entsprechender Technik ausgestattet, damit sie von zu Hause arbeiten können. Auf den ersten Lockdown waren wir also gut vorbereitet. Alle Mitarbeitenden, bei denen das möglich war, haben dann auch im Homeoffice gearbeitet. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass wir immer einen kleinen Schritt voraus waren, und dadurch gut mit der Situation umgehen konnten. Wir haben etwa frühzeitig FFP2-Masken und Corona-Schnelltests für alle angeschafft, bevor die Maskenpflicht bzw. die Testpflicht in Kraft trat. Zusätzlich haben wir elektronische Abstandshalter besorgt, die einen Warnton abgeben, wenn man eine bestimmte Distanz zu anderen Personen unterschreitet. Wir waren ständig im Austausch mit Führungskräften, Abteilungsleitenden und Beschäftigten und konnten so die Lage ganz gut meistern. Auch haben wir versucht, offen zu kommunizieren und die Kollegen und Kolleginnen bei allen Entscheidungen mitzunehmen. Ich denke, dass war einer der Gründe, warum die Maßnahmen von allen mitgetragen wurden.

Herbert Schmidt: Wir hatten glücklicherweise auch schnell eine hohe Impfquote im Unternehmen. Manche haben sich dann auch durch persönliche Gespräche noch überzeugen lassen. Es gab auch das Angebot, sich vom Betriebsarzt impfen zu lassen.

Hat sich durch die Pandemie etwas zum Positiven verändert?

Marco Dörr: Wir führen regelmäßig anonyme Befragungen unter den Mitarbeitenden durch. Darin geht es zum Beispiel um die Zufriedenheit der Beschäftigten, die Kommunikation im Unternehmen, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten. Erfreulicherweise ist das Ergebnis der Befragungen auch während Corona stabil auf einem hohen positiven Niveau geblieben. Wir haben auch schon vor Corona die Möglichkeit zum Homeoffice angeboten und dies während der Pandemie noch erweitert. Das ist aus dem heutigen Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken und wird auch künftig beibehalten. Ich denke, unsere Beschäftigten wissen, dass sie hier nicht nur eine Nummer sind, sondern dass wir versuchen, jeden wahrzunehmen und den Bedürfnissen gerecht zu werden.

Was haben wir als Unternehmen aus der Pandemie gelernt?

Herbert Schmidt: In der Vergangenheit war es so, dass man sich über vieles keine Gedanken gemacht hat, weil die Prozesse wie selbstverständlich liefen. Die Pandemie hat dann komplett neue Sichtweisen erfordert – auf Preise, Lieferzeiten oder Beschaffungswege. Man musste plötzlich viel mehr hinterfragen und sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen. Das ist etwas, was wir auch künftig im Blick behalten müssen.

Marco Dörr: Dass es wichtig ist, möglichst vorausschauend zu handeln und die getroffenen Maßnahmen immer wieder zu überprüfen. Man muss flexibel bleiben, um sich schnell an geänderte Rahmenbedingungen anpassen zu können. Wir waren mit unseren Maßnahmen fast immer ein weniger schneller und strenger als von der Politik vorgegeben – und sind damit ganz gut gefahren. Auch die Homeoffice-Situation hat schnell ein Umdenken erfordert: Wie bleibe ich am besten in Kontakt? Welche Kommunikationskanäle kann ich noch nutzen, um die Kundschaft, aber auch Kolleginnen und Kollegen weiterhin gut zu erreichen? Unsere Anwendungstechniker haben zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit Online-Seminare auf die Beine gestellt, um unsere Kundinnen und Kunden weiterhin informieren und schulen zu können. Das kam so gut an, dass wir dies auch künftig anbieten werden. Außerdem sind wir dazu übergegangen, alle drei Monate ein Video zu drehen, in dem die Geschäftsführenden über Neuigkeiten berichten, statt alles in einer langen E-Mail zusammenzufassen. Ich denke, es ist wichtig, nicht nur nah am Geschehen zu sein, sondern auch an den Menschen.

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